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MAROKKO

24.9.2011- 29.9.2011 Berlin - Fes: Als wir am Dienstag Nachmittag am Fährhafen von Barcelona ankommen, traue ich meinen Augen nicht. Da steht doch der gleiche Toyota Land Cruiser HJ 80, den ich im August in Rumänien bei der Besichtigung der Holzkirche von Surdesti gesehen hatte. Beim Nachfragen entpuppt sich die Vermutung als richtig. Jean aus Frankreich möchte für 4 Wochen durch Marokko reisen. So klein ist doch die Welt.

Da der Beginn der Überfahrt von Barcelona nach Tanger sich um 3 Stunden auf 20 Uhr verzögert, unterhalten wir uns ausgiebig mit und über die anderen Reisenden am Fährhafen von Barcelona.

Die Fahrt bis Barcelona ist unspektakulär verlaufen. Erfreulich waren die schönen Plätze, an denen wir gecampt haben und die sommerlichen Temperaturen von 25 – 29 Grad nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Spanien. An einem der Plätze wurde der angenehme Duft von Kiefern und Pinien noch durch wild wachsendes Rosmarin verstärkt.

Erst gegen 21 Uhr kommen wir am nächsten Tag mit hunderten anderen von der Fähre runter. Doch wir sind nicht wie erwartet in Tanger gelandet – sondern ganze 60 km östlicher. Der neue Fähr- und Containerhafen ist gigantisch groß – in beide Richtungen sind es bestimmt je 5 Km in der Ausdehnung. Und die Nacht wird durch die vielen starken Scheinwerfer zum Tag gemacht.

Unsere erste Tat auf dem afrikanischen Kontinent ist die Fahrt zur ersten Tankstelle. Das Grinsen in meinem Gesicht ist schon ziemlich breit, als ich den Literpreisen von Diesel umrechne: 66 Cent! Die Straßen sind hier in top Zustand und meist vierspurig. Marokko scheint sich gewaltig verändert zu haben. Immerhin sind es 19 Jahre her, als ich hier mit dem Motorrad unterwegs war. Der gesamt Küstenstreifen von Ceuta bis Tetouan ist total verbaut, überall neue Hotels und Villen – dafür aber in der ansehnlichen typisch marokkanischen verschachtelten und quaderförmigen Bauweise mit flachen Dächern. Bereits am frühen Nachmittag des heutigen Donnerstag, wir messen erneut 37 Grad, kommen wir in Fes an. Ziemlich schnell haben wir dann auch den Camping Diamant Vert, der etwa 7 km südlich von Fes liegt, erreicht. Die Anlage ist verhältnismäßig gepflegt, die Stellplätze sind aus grünem Gras, die Duschen sauber, aber etwas abgewohnt. Dafür gibt es einen tollen Swimmingpool, mit einer 50-Meter-Bahn. Nach dem Auspacken und Zelt aufbauen kann ich nicht anders: Im Nahe gelegenen Wald auf einem ausgeschilderten Parcours gehe ich 10 km laufen und danach im Pool schwimmen. Abends bereiten wir uns einen leckeren Salat vor und kochen Nudeln mit Tomaten-Sauce, garniert mit ein paar Sucuk (pikante türkische Wurst) Stückchen. Auf morgen sind wir schon gespannt. Wir wollen uns die tolle Medina (Altstadt) von Fes anschauen.

1.10.2012 Fes – was für eine fantastische Stadt! Die Medina (Altstadt) hatte sich in den knapp 20 Jahren kaum geändert und gehört neben Marrakech zu den schönsten Städten des Landes.

Es ist heiß, als wir die KTM am Eingang der Medina abstellen. Kaum laufen wir durch die Souks (Marktstraßen), schon sind wir vom originalen Handwerk und dem authentischen Handeln umgeben. Handwerker, die Messingtöpfe herstellen, Künstler, die arabische Schriften in Steintafeln einmeißeln, Verkäufer, die in orange und pink getünchten Küken feil bieten, Männer mit flinken Fingern, die Schuhe aus Leder fertigen, überladene Eselkarawanen, die schwerste Lasten durch die engen Gassen tragen. Teilweise sind die Wege so eng, dass gerade mal 2 Menschen vorbei kommen. In einem Kleinstimbiss lassen wir uns leckere Kichererbsensuppe zu Mittag servieren, um dann die nächsten Highlights zu bestaunen.

Fantastisch sind der Sultanspalast, die Medresen und Moscheen und vor allem die Kairaouiyne-Universität. Sie ist nach der Uni in Kairo die zweitälteste der Welt. Heute wird nur noch in 2 Fakultäten gelehrt. Die prunkvolle Bauwerkskunst der arabischen Omajjaden und  Fatimiden nahm hier bereits im Jahre 800 nach Christus ihren Anfang. So gehört Fes zu den vier Königsstädten Marokkos. Manch einer kennt die architektonischen Meisterwerke auch von der Alhambra aus Grenada (Spanien).    

Eine weitere Überraschung erleben, als wir auf unserem Campingplatz zurückkommen. 2 Diesel-Motorräder der Sommer Manufaktur aus Eppstein (bei Frankfurt am Main) waren auf dem Campingplatz angekommen. Retro und sein Freund wollen 2 Monate lang durch Marokko reisen – mit nur 11 PS, 462 ccm und 95 km/ h Höchstgeschwindigkeit. Doch durch Diesel-Direkteinspritzung verbrauchten die beiden Maschinen gerade mal 1,7 Liter Diesel auf 100 km. Mit ihren 13 Liter Tanks haben sie eine Reichweite von über 600 km – wow!

2.10.-4.10. Fes - Erg Chebbi

Ich hatte es geschafft. Ich war mit der KTM beim zweiten Anlauf bis auf die höchste Düne des Erg Chebbi hinaufgekommen. Zwar durchgeschwitzt durch die Anstrengungen, aber doch ein wenig stolz konnte ich jetzt den Blick auf die großartige Dünenlandschaft genießen. Obgleich dieser Erg (Sandwüste) nur eine Kleinstausgabe gegenüber z.B. dem Grand Erg Oriental der algerischen Sahara sein konnte. Ich erinnerte mich an die Dünendurchquerung vor acht Jahren in Algerien.

Die Freude über das Dünensurfen war allerdings nur von kurzer Dauer. In nicht allzu großer Ferne waren Blitze zu sehen und das laute Grollen des Donners zu hören. Die Sonne war gerade untergegangen. Inmitten der Sandwüste kam ein Gewitter auf! Ich musste schnell wieder zurück zu unserem Lagerplatz am Rande der Dünen. Der Rückweg war relativ einfach, denn ich musste ja nur meinen eigenen Spuren nachfahren. Endlich angekommen, machten wir uns sofort daran, unsere ausgepackten Sachen zusammenzutragen. Doch es war zu spät, ein heftiger Sandturm brach los. Wir versuchten nun so schell wie möglich alles im Toyo zu verstauen. Die Augen brannten, überall wehte Sand herein. Der Wind wurde nun immer stärker. Endlich hatten wir alles im Auto verstaut und saßen nun ziemlich fertig auf den Sitzen und hörten dem Prasseln des Regens zu. Nach etwa 1 Stunde kehrte endlich Ruh ein. Nun trauten wir uns wieder nach draußen. Schnell war ein Lagerfeuer entfacht und zum Abend gab es leckeres Gemüse-Cous-Cous, das ich das erste mal gekocht hatte – es gelang auf Anhieb. Gerade als wir den letzten Bissen gegessen hatten, begann der Regen von neuem. Diesmal waren wir besser vorbereitet und hatten eine Plane zwischen Toyo und KTM aufgebaut. Ziemlich erledigt von diesem ereignisreichen Tag, legten wir uns endlich schlafen.

Zwar konnten wir am nächsten Tag im Trockenen Frühstücken, aber als wir auf der Piste Richtung Merzouga unterwegs waren (Esther auf der KTM, ich im Toyo) begann es erneut zu regnen. Immer wieder brachen jetzt Regenschauer los. Das hatten wir nicht erwartet, es war doch erst Anfang Oktober! Und jetzt schon in der Wüste Regen?

Ein Blinker von der Lichtleiste des Motorradträgers hatte sich losgerüttelt und einen Kurzschluss verursacht, so dass wir seit 1 Tag ohne Blinker und Hupe fuhren. Ein Autoelektriker konnte das aber in Erfoud reparieren. Nach einem leckeren Mittagessen (Hackfleisch mit Pommes und Tomatensalat) ging es weiter Richtung Tinghir. Ab hier beginnt die spektakuläre 200 km lange Gebirgspiste durch die Schlucht von Todra und das Dades-Tal. Bis auf 2200 Meter sollte es hinauf gehen.

5.10.Tinghir - Quarzazate

In Tinghir angekommen, erfreuten wir uns des blauen Himmels und des Sonnenscheins. Wir konnten auf dem Markt ausgiebig einkaufen (u.a. Lammkoteletts zum Grillen für den Abend), Mittagessen (Bohneneintopf und Linsensuppe) und ein Internetcafe besuchen. Hier sieht man genauso wie auch in Erfoud viele ausländische Motorradfahrer. Häufig BMW GS 1200 und 800, Honda Varadero, KTM 990 Adventure, Yamaha 1200 Super Tenere und auch Honda Africa Twin. Doch diese sehen nicht so aus, dass sie viel offroad fahren. Muss man ja auch nicht, denn alle Hauptstraßen sind asphaltiert und bisher in top Zustand.

Als wir dann Richtung Todra Schlucht losfahren, beginnt es erneut zu regnen. Nach 7 Kilometern wird es so stark, dass wir umkehren. Als wir erfahren, dass am nächsten Tag wieder mit ergiebigen Regenfällen zu rechnen ist, beschließen wir wehmütig, diese so sehenswerte Strecke auszulassen. Denn wenn es hier im Gebirge regnet, sind Teile der Strecke absolut unpassierbar. Als wir 50 km weiter Richtung Qurzazate auf der Teerstraße in einen heftigen Regenguss hineingeraten, wissen wir, dass wir richtig entschieden haben. Innerhalb kürzester Zeit haben sich inmitten der Wüste reißende Sturzbäche entwickelt. Teilweise sind sogar die Straßen überschwemmt. Erst gegen 20 Uhr kommen wir auf unserem Campingplatz in Quarzazate an. Es ist jetzt wieder trocken und die Lammkoteletts gibt aus der Pfanne.

6.10 – 7.10. Zagora – Tata

Auf einer Passhöhe von 1700 Metern kommen sie uns mit laut ballerndem Geräusch entgegen: 10 – 15 Cruiser der Marke Harley-Davidson. Während früher nur Offroader und Enduristen Marokko bereisten, hatten nun auch die Tourer und Cruiser die spektakulären Schluchten und hohen Gipfel des Atlas Gebirges für sich entdeckt. Wieder auf 1000 Meter abgestiegen ist es der Draa Fluss, der das Grün der Palmen in das karge Braun der Steinwüste bringt. Hinzu kommt das tiefe Blau des Himmels – eine Wüstenlandschaft wie aus dem Bilderbuch. Wir freuten uns nun auf Zagora, denn wir wollten nun auf ca. 260 km offoad bis Tata gelangen. Die erste Etappe bis Foum Zuguid hatte ich bereits 1992 mit einer Kawasaki KLR 650 mit Maria als Sozius und meinem Freund Günter auf der Honda Afrika Twin bewältigt. Damals mit großen Schwierigkeiten wegen der vielen tiefen Sandpassagen. Doch diesmal waren wir total erstaunt, die Piste war breit geschoben, und mit 70 – 90 km/h je nach Wellblech fahrbar. Nur etwa af 15 km hatten wir ein paar Sandpassagen und kleine Schlammpfützen.

Auf einer Anhöhe sehen wir eine sehr ärmliche Steinhütte inmitten der Einsamkeit. Doch was wir auch sehen ist ein Photovoltaik Modul auf dem Dach. Er füttert sein Licht, Mobiltelefon, Radio, etc. mit dieser autarken Energiequelle. So machen wir es auch: Wir haben eine Mini Photovoltaikanlage mit Modul und Batterie auf dem Dachträger des Toyo (Solarkoffer der KIRCHNER SOLAR GOUP) und nutzen sie täglich für Licht mit Energiesparlampe, Laden der 4 Kameras, 2 mobil Telefone, Laptop und ab und zu die Kühlbox. So schonen wir unsere Autobatterie und haben auch nachts immer Strom zur Verfügung. Mal sehen ob der Solarkoffer diese achtmonatige Afrika Reise unbeschadet durchhält.   

Als wir in Foum Zuguid zu Mittag die leckere Harira Suppe essen, erzählt uns der Wirt, dass die weitere Strecke bis Tata asphaltiert ist. So kommen wir früher, als erwartet in dem schönen und sauberen Wüstenstädtchen Tata an. 

8.10. Die Blauen Berge in Tafraoute

Ein belgischer Künstler namens Jean Vérame hatte 1986  die bis zu 30 Meter hohen Felsen mit blau, rot, grün und schwarz angemalt. 20 Tonnen Naturfarbe nach Ägyptischem Rezept wurden dabei verbraucht. Ein ähnliches Kunstwerk hatte ich bereits auf Korsika und auf dem Sinai gesehen. Die sowieso schon sensationelle Landschaft wurde dadurch zu etwas Außergewöhnlichem. Zu Fuße der Berge bauten wir unser Lager auf und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Fotogalerie soll Euch dazu einen Eindruck vermitteln.

9.10. – 11.10. Antiatlas - Westsahara

Super, nur noch 50 km bis Guelmim, wir hatten eine Abkürzung gefunden, weil wir immer wieder die Bevölkerung fragten und nicht nur schematisch  nach Karte fuhren. Denn einige auf der Karte als kleinste Pisten waren inzwischen asphaltiert. So konnten wir sehr schnell den Anti-Atlas überqueren.

Von nun an geht es mehr oder weniger nur noch von Nord nach Süd ohne nennenswerte Kurven. Die Landschaft ist eintönig, wir sehen kaum mehr Vegetation. Dann erreichen wir den Atlantik. Hier fließt der kalte Kanaren Strom und stößt auf die Hitze der Sahara. So entsteht am äußersten Saum des Landes Nebel. Und während die Temperaturen nur 1-2 km weiter im Landesinneren annähernd 40 Grad erreichen haben wir hier nur noch 20 Grad Celsius. Wunderschöne Dünen am Meer laden uns dazu ein, unser Nachtlager aufzuschlagen. Am nächsten Tag brauchen wir 3 Anläufe, Sandbleche und die Reduktion des Reifendruck auf 1 bar, um aus dem weichen Sandfeld wieder herauszukommen.

In Tarfaya essen wir leckeren Bonito zum Mittag. Sowohl hier in der Westsahara als auch an der Küste in Mauretanien gibt es die fischreichsten Gründe der Erde. Das macht sich in den nun nur noch wenigen Ortschaften, die wir durchfahren, bemerkbar.

Jetzt sind es nur noch 1000 km bis zur Grenze in Mauretanien und dann bis Atar, unserem nächsten Ziel ca. 500 km anspruchsvolle offroad Piste. Erst dann werden wir wohl auch wieder Versorgungsmöglichkeiten und Internet haben können.

MAURETANIEN

12.10.-16.10. Atar-Piste und Atar

43 Grad Celsius Lufttemperatur zeigt das Thermometer, als wir erneut eine Tiefsandpassage durchfahren. Die Anzeigennadel des Kühlwassers beider Fahrzeuge pendelt permanent im roten Bereich hin und her. Mensch und Maschine bewegen sich im Grenzbereich. Wir befinden uns in einer dramatischen Lage, denn inmitten dieser Hitze und dieser anspruchsvollen Piste ist jetzt auch noch ein Keilriemen am Toyo gerissen.

Dabei hatten wir nach der unspektakulären Fahrt an der Atlantikküste die Ausfuhrprozedur aus Marokko und die Einfuhrprozedur nach Mauretanien relativ schnell innerhalb von zwei Stunden bewältigt. Geld gewechselt, Haftpflichtversicherung für beide Fahrzeuge abgeschlossen und nach weiteren 40 Kilometern waren wir an den Einstieg in die Atar-Piste gelangt. Knapp 500 Kilometer anspruchsvolle offroad Piste lagen nun vor uns. Nach ungefähr einer halben Stunde hatten wir in Bou Lanouar endlich den Einstieg in die Piste gefunden. Ärmliche Wellblechhütten in mitten von Sand und Staub zeugten von der großen Armut, die wir in Mauretanien erleben sollten. Gleich zu Beginn gruben wir uns an einem Hügel in den tiefen Sand ein. Falsche Übersetzung gewählt! Mit Hilfe der Sandbleche hatten wir uns bald schon wieder befreit. 

Zwei mal hatten wir in wunderschönen Sanddünen übernachtet – und das Offraodfahren machte ja auch richtig Spaß. Zumindest mir mit der KTM. Anders bei Esther: Sie fuhr mit dem Toyo das erste Mal in ihrem Leben offroad. Dass hier bei etwa 3000 kg Gesamtgewicht ganz andere Kräfte wirken, als bei einem normalen PKW, wurde vor allem beim Aufschaukeln in den welligen Tiefsandpassagen deutlich. Doch sie meisterte alle Passagen mit Bravour und blieb kein einziges mal stecken. Relativ gering blieb auch der Verbrauch beim Land Cruiser HJ 61 mit knapp 14 Litern auf 100 Kilometer auf Sandpiste. Die KTM genehmigte sich auch nur 6,5 Liter.

Die Strecke an sich war sehr vielfältig. Klar, das meiste war Sand, aber es gab auch ab und an steinige Pisten, Schwemmtonebenen und Schotterbelag. Die Vegetation beschränkte sich meist auf ein paar Büsche, Kamelgras und Akazienbäume. Die Orientierung war sehr einfach, da wir immer südlich der Bahnlinie unterwegs waren. Mehrmals am Tag fuhr hier ein nicht enden wollender Güterzug voll beladen mir Eisenerz von Choum nach Nouadhibou an der Atlantikküste. 

Dass wir uns in einer sehr heißen Region der Sahara bewegten, wurde durch die Temperaturen überdeutlich. Der Fahrtwind konnte nicht wirklich kühlen, es fühlte sich wie ein heißer Föhn an. Mehrmals mussten wir mit dem Toyo pausieren, damit die Kühltemperatur wieder abfällt. 80 Kilometer vor Atar passiert es nun, der Keilriemen, der den Ventilator des Wasserkühlers antreibt, ist gerissen. Glücklicherweise hatten wir nur 200 Meter entfernt von ein paar Hütten gehalten. Ein alter Beduine kommt auf uns zu und versteht ziemlich schnell, was getan werden muss. Er nimmt ein Stück Seil aus Ziegenhaar und bindet es fest. Es geht leider nun fünf km gut, nicht nur das Seil ist wieder weggefallen, sondern auch der große Keilriemen war abgefallen. Noch 75 km bis Atar. Was tun? Es bleibt uns nichts anderes übrig, als schnell zu fahren, um möglichst viel Fahrtwind aufzunehmen und wenn wieder das Kühlwasser anfängt zu kochen, anzuhalten und zu warten. Nun wird auch noch unser Wasservorrat knapp. Wir hatten für 4 Tage knapp 60 Liter mitgenommen. Und in einer Stunde wird es dunkel. 

Letztendlich schafften wir es, den Campingplatz Bab Sahara um 18 Uhr und damit eine halbe Stunde vor Dunkelheit zu erreichen!

Ziemlich geschafft von der Anstrengung war das Erste wonach wir fragten: Wasser. Es gab hier gutes und kühles Brunnenwasser. Wir hatten in den letzten Tagen pro Person und Tag jeweils etwa 8 Liter Wasser getrunken. Wie wichtig Wasser für uns ist, hatten wir nun am eigenen Leib erlebt. Doch auch für die hiesige Bevölkerung ist Wasser von existentieller Bedeutung. Das gilt natürlich für die gesamte Menschheit. Wenn man dann von neoliberalen Regierungen und Parteien in Europa von Privatisierung des Wassers hört – kann man nur noch wütend werden!

Am nächsten Tag legten wir einen Reparatur-Tag ein. Groteskerweise passten sowohl der Keilriemen für die Lichtmaschine, als auch für die Servolenkung (diese war auch porös und musste ersetzt werden), die wir als original Ersatz von Diebo Offroad Teile dabei hatten, nicht. Der Mechaniker Hamsa fuhr 7 mal ins Zentrum von Atar, um aus dem riesigen Lager diverser Autoläden die richtigen Keilriemen zu finden. Kurz vor Sonnenuntergang hatte er es dann geschafft, beide Riemen auszutauschen. Zudem wurde auch das Motor-Öl samt Ölfilterkartusche des Toyo nach 11 000 km gewechselt und der Luftfilter gereinigt. Bei der KTM war der Luftfilter sauber und nur die Kette wurde von Staub und Sand befreit. Während der Inspektion des Toyo nutzten wir die Zeit, um den Wackelkontakt der EZETIL Kühlbox zu reparieren. Das Solarmodul hatte sich zudem bei einer Bodenwelle vom Dach verabschiedet und war bei 60 km/h auf die Piste geknallt. Ein Spannriemen war gerissen. Wie durch ein Wunder blieb es unversehrt. Wir mussten nur die Anschlusskabel wieder löten und schon war auch das Modul funktionstüchtig. 

Von dem hochgelobten Campingplatz Bab Sahara waren wir etwas enttäuscht. Er war schon ein bisschen heruntergekommen und ungepflegt. Ob es hier immer so aussieht oder weil die Saison noch nicht angefangen hat, bleibt eine offene Frage. Heute werden wir in Atar einkaufen gehen und am Nachmittag in das umliegende Bergland fahren. Es erwartet uns ein spektakulärer Gebirgspass und der Grand Canyon von Mauretanien. 

 

16.10.-18.10.2011 Chinguetti

Faszinierend ist der Ausblick auf das sandige Tal, das Dünenmeer und die Altstadt von Chinguetti. Es ist Abend und wir genießen die untergehende Sonne von der Terrasse unserer Auberge des Caravanes. Die Stadt wurde bereits im 12. Jahrhundert gegründet und war eine wichtige Etappe im Transsahara-Handel und gehört zu den sieben heiligen Städten des Islam. Eindrucksvoll ist heute noch die alte Moschee und die Bibliothek.

Die Stadt selber könnte man als Bilderbuchoase bezeichnen: Umgeben von Dünen aus rötlich schimmerndem Sand, durchsetzt vom intensiven Grün der Dattelpalmen und den ockerfarbenen Häusern. Fantastisch ist auf der Hinfahrt von Atar auch das Bergland mit den tiefen Canyons. Alles Weitere drücken die folgenden Fotos von dieser tollen Gegend um Chinguetti aus:

 

19.10. – 20.10.2011 Nouakchott und Diama

Kontrastreicher kann ein Land nicht sein. Während wir in Chinguetti die Ruhe und Beschaulichkeit genossen hatten, ist die Hauptstadt Nouakchott Chaos pur! Überall Gedränge, Staub, Schmutz und Lärm. Das Thermometer zeigt uns 42 Grad an. Der Verkehr geht nur im Schritttempo voran. Die Fahrzeuge fallen aus allen ihren Schweißnähten. Blinken? Wenns funktionieren würde, gerne. Hier wohnen 1/3 aller Mauren, also 1 Mio. Menschen. Wenn wir nicht das Visum für Mali holen müssten, würden wir uns hier keine Minute aufhalten. Ein Soldat spricht uns in bestem Deutsch an und will uns helfen. Er hat in Neubiberg bei München an der Bundeswehr-Universität studiert und ist jetzt für die Informatik beim maurischen Militär zuständig. Er fährt uns mit seinem Mercedes zum Zoll, wo unser „Passavant“ (Genehmigung, dass wir mit ausländischen Fahrzeugen durch Mauretanien fahren dürfen)  um weitere 14 Tage verlängert wird. Es sagt:“ Es ist mir eine Ehre Euch geholfen zu haben.“

Wir nutzen die Zeit beim Warten auf das Mali-Visum und erledigen Einkauf, Kopien, Tanken um dann zumindest noch den Fischmarkt direkt am Meer zu besuchen. Ab dem Spätnachmittag kommen die Fischer mit ihren kleinen Booten an Land und verkaufen den Fisch ganz frisch an die Händler. So kommen auch wir in den Genuss: Es gibt 1 kg Dorade für knapp 3 Euro. Diesen grillen wir dann am Abend und genießen ihn mit einem Gläschen sehr warmen Rotweins an einer Düne Richtung Senegal.

Am nächsten Tag, nachdem wir etwa 100 km anstrengende und sehr staubige Wellblechpiste gemeisterte haben, erreichen wir Diama. Hier geht’s am Senegal Fluss nach Senegal. Die Ausfuhr aus Mauretanien dauert nicht mal ne halbe Stunde, und an einer inoffiziellen Ausfuhrmaut von 10 Euro pro Person kommen wir nicht vorbei. Auch bei der Einreise nach Senegal, müssen wir dem Polizisten pro Person und Fahrzeug je 10 Euro bezahlen, das sind 40 Euro! Als ich mich weigere, schließt er mich in seinem Häuschen ein und sagt, dass ich die Pässe erst dann bekomme, wenn ich bezahle. Nach einer halben Stunde einigen wir uns dann auf 20 Euro. Zudem müssen wir noch ca. 8 Euro für ein „Passavant“ bezahlen, das dann nur 2 Tage gilt. Das heißt unsere Carnets de Passage können wir erst beim Zoll am Hafen von Dakar 250 km südlich von der Grenze vorzeigen. Willkommen im korrupten Westafrika.